Anmelden

Einloggen

Username *
Password *
an mich erinnern
nlitpl

Die Restaurierung - Das Traditionsgespann


Restaurierung und Konservierung - von Dominique Posselle

übersetzt von Hartmuth Huber

Die im Folgenden ausgeführten Ratschläge sind das Ergebnis von 25 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet. Trotz der Erfahrung aus der Beobachtung, dem Vergleich und dem Erfahrungsaustausch ist es doch schwierig, Regeln aufzustellen, wo es letztlich um ein Gespür für Schick und guten Geschmack geht.

restauration

Die Arbeitsschritte

Zunächst muss analysiert werden, was überhaupt gerichtet werden muss; der Zustand der Kastenkonstruktion und der Paneele, der Zustand der Räder und Reifen, der Deichsel, der Sprengwaage, der Schere etc. Dann kann das Entfernen der alten Farbe beginnen.

Das Entfernen der Farbschichten

Alle Metallteile müssen gereinigt und entrostet, dann vor dem Zusammenbau grundiert werden. Bei den Federn muss man das Blatt für Blatt tun.

Das Lackieren

Man brennt die Farbe nicht mit einer Lötlampe ab, sondern schleift sie mit verschiedenen Schleifmitteln herunter und folgt dann Schritt für Schritt der Anleitung, die Fleury in dem Buch Das Lackieren von Kutschen gibt. Im Vergleich dazu muss man zugeben, dass die Methode, wie heutzutage restauriert wird, einen Kompromiss darstellt. Darüber sind sich nach jahrelanger Diskussion unter Fachleuten alle einig.

Wir müssen eben herausfinden und benützen, was heute zu bekommen ist. Füller und Farben und Lacke, keine Polyurethan-Farben.

Der erste Arbeitsgang ist das Auftragen von Grundierung und Füller. Diese Schicht wird angeschliffen und die ersten Schichten Farbe etwas verdünnt aufgetragen. Diese werden wieder geschliffen und dann mehrere Schichten aufgetragen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Wichtig ist, dass das Schleifpapier anfangs die Körnung 100 oder 120 haben soll, dann mit der Körnung 240 nass und trocken geschliffen wird und als Letztes mit 1200er Papier. Zwischen den Schleifgängen muss mit dem Schwamm abgewaschen werden.

Welcher Farbton?

Rote und gelbe Farbtöne wurden besonders bei sportlichen Wagen vorgezogen, was das Ausbessern erleichterte. Alle Farben sind akzeptabel. Zur Zeit Louis Philippes waren die Farben sehr lebendig und der Mail-Phaeton von UZES war orangefarben mit cremefarbener Linierung. Zur Zeit Napoleons III. waren die Kutschen viel dunkler, in Grün- und Blautönen mit verschiedenen Farben für die Linierung. Andererseits tragen die Wagen des Adels oft ihre Wappenfarben. Letztlich ist das aber Sache des Besitzers.

Der Drehschemel mit seinen Klötzen, Rädern, Scherbäumen, der Deichsel, der Sprengwaage und das Untergestell tragen traditionell die gleiche Farbe. Die Achsen können auch in dieser Farbe lackiert werden oder schwarz. Alle Schrauben, wie etwa die an den Federn, müssen überprüft und, wenn nötig, ersetzt werden. Sie sollten schwarz lackiert werden. Die Metallteile werden gewöhnlich schwarz lackiert. In England und Amerika ist das grundsätzlich so.

Es gibt einige Ausnahmen, bei denen der Kasten schwarz ist und die Paneele farblich abgesetzt sind und die geschwungenen und beschnitzten Teile des Kastens schwarz sind, wie beim runden Sitz eines Phaetons.

Wenn man mit der Oberfläche der Farbe zufrieden ist, das heißt, sie überall gedeckt hat und kein Pinselstrich mehr zu erkennen ist, kann man die Linierung anbringen. Dann folgen drei Schichten Klarlack mit jeweils einem Zwischenschliff.

Linierung

Zur Zeit Napoleons III. waren die Kutschen reich liniert mit einer breiten Linie in der Nut, gesäumt von zwei feinen Linien der gleichen Farbe. Sportliche Fahrzeuge wurden etwas nüchterner gestaltet, mit jeweils nur einer Linie an den Seiten der Räder, den Naben und Speichen, manchmal auch an den Innenseiten, an den Federn und den Metallteilen, den Scherbäumen, der Sprengwaage etc.

In Frankreich sind die Beschläge der Scherbäume normal schwarz lackiert. Wenn sie blank sind, sind sie aus Neusilber, nicht aus Messing. Auch die Aufhaltebeschläge der Deichseln sind aus poliertem Stahl oder vernickelt.

Die Polsterung

Es kommt auf den Typ des Fahrzeugs an. Wolltuch, schwarzes Leder, manchmal grüner oder dunkelbrauner Cordstoff, sogar schwerer Samt wurde benützt, um die Kissen, die Lehnen und andere Teile der Polsterung zu beziehen.

Die Amerikaner benützten oft ‚Tapestry’, einen teppichähnlichen Stoff als Polsterbezug für Coaches, Dogcarts etc. Dieses Material wird in Frankreich hergestellt und ist für viel Geld noch zu bekommen, macht sich aber sehr gut. Satin und Seide sind Gala- und Prunkkutschen vom geschlossenen Typ vorbehalten wie Landauer, Coupés und 8-fach gefederte Fahrzeuge.

Schweinsleder hält viel aus und wurde deshalb bei Omnibussen, Jagdwagen und für Außenpolster von Coaches verwendet.

Die Lehnen werden mit dem gleichen Material wie die Polster bezogen, können aber auch in schwarzem Leder ausgeführt werden. Die Kissen werden immer mit Knöpfen geheftet und mit Rosshaar oder anderem natürlichen Material gepolstert, nie mit Schaumstoff.

Kutschen wie Victorias, Coupés, Omnibusse und andere vom Kutscher zu fahrende Fahrzeuge haben einen Kutscherkeil, wohingegen Sportfahrzeuge ein Fahrerkissen aufweisen, das von Riemen gehalten wird.

Die Bodenbretter sollten mit schwarzem oder Karamelfarbenem Linoleum belegt sein. Zu Zeiten waren alle Kutschen damit ausgestattet. Das Linoleum war geklebt und genagelt und eine Gummimatte war darüber gelegt und an Knopfschrauben festgeknöpft. Die Matte konnte so abgenommen werden. Im Boden sollten Regenabflüsse angebracht werden, die mit Messingrohr ausgekleidet sind.

Oft wird etwa das Dach mit Leinwand bespannt und lackiert. Besonders die Rundung der Lehnen von Gigs und Phaetons wurde oft mit Jonggeflecht, Paneele mit Korbimitat versehen.

Die Deichsel kann beidseitig mit strohgefüllten Lederpolstern versehen werden. Auch die Scherbäume werden bis etwa 55 cm von den Spitzen mit schwarzem Leder bezogen und unter den Beschlägen für das Hintergeschirr nochmal mit Leder unterlegt. Manchmal wird zusätzlich so eine Lederunterlage für die Beschläge der Strangträger angebracht.Die Enden der Ortscheite werden ebenfalls oft mit Leder bezogen, um die Lackierung zu schonen. Die den Bock und den Groomsitz einfassenden Metallrelings werden auch oft mit Leder umnäht. Das heutige Lackleder ist nicht mehr so beschaffen wie früher. Heute wird es anstatt mit Lack mit einer Kunststoffoberfläche versehen.

Das Material von Faltdächern

Faltverdecke werden gewöhnlich mit Leder oder Segeltuch bezogen. Kunstleder ist in diesem Fall unbrauchbar. Diese Arbeiten müssen von einem Spezialisten ausgeführt werden.

Das Spritzleder

Oft wird stattdessen nur ein Brett montiert. Es kommt darauf an, wie hoch im Rang das Fahrzeug steht. Bei besseren Fahrzeugen handelt es sich um einen Metallrahmen, der mit Lackleder bespannt ist. Auf dieselbe Weise werden die Kotflügel bespannt.

Regenschutz

Französische Kutschen haben oft eine fest angebrachte Lederkniedecke, die praktisch die Bockdecke des Fahrers mit der Kniedecke des Beifahrers vereint. Sie bedeckt die Beine von Fahrer und Passagier. Sie besteht aus einer gefütterten Lederdecke und wird vorne unten am Spritzleder festgehängt und oben an der Reling des Bockes oder an der Sitzmuschel eines Phaetons links und rechts eingehakt.

Ausrüstungsgegenstände fürs Coaching

Coaches und Drags werden gerne vorne am Bockbrett mit einer Uhr und einer Bockbrettlaterne ausgestattet. Sie haben üblicherweise auch eine Reservepeitsche an der Rückenlehne des Bockes festgeschnallt. Die Aufstiegsschlaufen für die Passagiere sind meist mit Leder bezogen. Auch ein Korb zur Aufnahme von Regen- und Sonnenschirmen etc. und ein weiterer Korb für das Coachhorn werden oft mitgeführt. Die Reserve-Ortscheite werden hinten am Groomsitz angebracht und sollten ein Mittel- und zwei Seitenortscheite umfassen. Eine meist hölzerne Leiter, die den Passagieren das Aufsteigen erleichtert, wird ebenfalls mitgeführt. Drags führen die Lampen untertags nicht. Sie werden im Kasten verstaut. In die Lampenhalter werden dann hölzerne ‚Pilze’ eingesteckt.

Es empfiehlt sich, die Achsen regelmäßig zu warten. Abgenützte Lederdichtungen müssen ersetzt und die Patentachsen mit Motoröl geschmiert werden. Mailachsen werden mit Fett geschmiert. Mit Fett müssen auch Drehkranz und Reibnagel regelmäßig geschmiert werden.

Es heißt, dass Kutschen früher jährlich neu lackiert wurden. Vor dem Überlackieren mit Klarlack wurden alle Farbschäden ausgebessert. Wenn man allerdings eine neue Farbe wählen möchte, muss man vorher die ganze Lackierung abschleifen. Die Lackierung nützt sich natürlich mit dem Gebrauch ab, je nachdem, wie man sie Pflegt und wie der Wagen untergebracht ist. Kutschen, die nahe dem Meer betrieben werden, leiden mehr, als die aus dem Binnenland.

Zubehör

Für den Fahrbetrieb sind ergänzende Ausrüstungsteile nützlich. Der Peitschenschuh kann senkrecht am Spritzleder angebracht werden. Bei manchen Modellen kann man die Peitsche in zwei verschiedenen Positionen verwahren. Bei Breaks und Coaches wird der Peitschenschuh seitlich an der Bockreling angeschnallt. Dann ist er mit Schweinsleder überzogen und innen mit drei Federn ausgestattet, um die Peitsche am Herausfallen zu hindern. Er sollte innen mit Leder ausgekleidet sein, um die Peitsche zu schonen und unten ein Abflussloch für Regenwasser haben.

Insbesondere bei amerikanischen Kutschen ist der Peitschenschuh oft aus Holz gedrechselt und an den Fahrersitz geschraubt. Peitschenschuhe aus blankem Metall kamen früher nicht vor. Ein Körbchen für Handschuhe und eine Uhr an der Innenseite des Spritzleders sind praktisch.