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Die Wagen - Das Traditionsgespann


Die Wagen

übersetzt von Dorothea von Eberhardt
Drei unterschiedliche Arten von Wagen werden heute für das Gespannfahren eingesetzt:

- Historische Wagen mit Baujahr vor 1950,
- Kopien historischer Wagen und
- moderne Wagen (bezüglich Modell, Material, Federung Bremsen usw.).

Die Letzteren leisten vor allem bei FEI-Fahrturnieren und als Trainingswagen gute Dienste. Im Folgenden werden die ersten beiden Kategorien von Wagen behandelt.

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Historische Wagen

Jeder vor 1950 gebaute Wagen gilt als historische Kutsche. Einem europäischen Gesetz zum Antiquitätenhandel von 1992 gemäß werden alle über siebzigjährigen Fahrzeuge und Transportmittel als historische Objekte betrachtet. Der kulturhistorische Wert einer alten Kutsche steigt mit ihrem Alter und der guten Erhaltung.

Ein historisches Fahrzeug gilt dann als gut erhalten, wenn es im Laufe der Zeit nicht abgeändert und nicht zu sehr restauriert wurde. Die Restaurierung geht von der Erneuerung der Bemalung und der Innenausstattung bis hin zum Austausch schadhafter Teile. Man unterscheidet zwischen « Konservierung » und « Restaurierung ». Die sanftere Konservierung ist angezeigt für Fahrzeuge in Sammlungen, die hin und wieder in schonendem Gebrauch stehen. Der Erhaltungszustand eines historischen Fahrzeugs kann dabei schwanken zwischen « sehr gut », « gut » und « schlecht ».

Die Bedeutung eines historischen Wagens lebt von dessen Authentizität; jede Abänderung von alten Teilen oder Hinzufügung neuer Komponenten (wie beispielsweise Scheibenbremsen) schmälert dessen Wert. Das gilt beispielsweise für den Ersatz des Verdecks oder der Sitze aus altem Leder durch neues Kunstleder wie für die Füllung der Kissen durch Schaumgummi statt Rosshaar und Wolle.

Kopien historischer Wagen

Zu Kopien historischer Wagen zählen vor allem solche, die zwar neu, aber nach alten Vorlagen gebaut wurden. Allerdings gibt es auch Neuschöpfungen, die nur alten Formen nachempfunden wurden oder aus Kombinationen alter Einzelelemente bestehen.

Toutes voitures de fabrication moderne à partir de modèles anciens. Ces copies vont de l’imitation exacte (copie à l’identique) aux interprétations plus ou moins fantaisistes. Beaucoup de voitures de fabrication récente, qualifiées de copies, ne sont que des pastiches grossiers de modèles anciens.

Kurzes Lexikon der wichtigsten historischen Wagenmodelle

Die folgende Zusammenfassung beschränkt sich auf die wichtigsten Wagenmodelle des 19. Jahrhunderts , ihre ursprünglichen Bezeichnungen, Bauweise der Kästen, Federung, Anspannung und Funktion. Hier können nicht alle Modelle, Typen und Varianten mit ihren zahlreichen Namen in verschiedenen Ländern aufgeführt werden. Im Vordergrund stehen jene Modelle und Typen, die heute noch in Gebrauch stehen. Viele Modelle tragen deshalb bis heute französische Bezeichnungen, weil die Sprache der Wagenbauer in vielen Ländern das Französische war. Der Kürze des Textes wegen konnte auch die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Modelle nicht berücksichtigt werden. Darüber geben folgende Publikationen mehr Informationen :

- Libourel, Jean-Louis: Voitures hippomobiles, vocabulaire typologique et technique (Paris, Monum/Editions du patrimoine, 2005)

- Furger, Andres : Kutschen Europas, Band 2 : Wagen-Atlas (Hildesheim-Zürich-New York : Georg Olms Verlag, 2004)

Geschlossene Wagen
Berline

Zwei Bänke vis-à-vis im Inneren mit je zwei Plätzen und zwei Türen. Es gab früher Gala-, Reise- und Stadt-Berlinen.

Berline à cinq glaces

Coupé

Eine Bank im Inneren und zwei Türen. Es gab früher Gala-Coupés (acht Federn und Bockdecke), Reise-Coupés und Stadt-Coupés. Das kleinere, zweiplätzige Coupé auf Druckfedern wurde im 19. Jahrhundert zum weit verbreiteten Privat- und Mietwagen. Im Gegensatz zu diesem ½-Coupé wies das ¾-Coupé im Inneren vis-à-vis des Hauptsitzes einen Notsitz (Strapontin) auf ; dafür wurde der Kasten nach vorne durch einen entweder eckig oder rund geformten Vorbau vergrößert. Als Coupé Dorsay bezeichnete man meist ein nobles und großes Coupé auf acht Federn mit einem Kasten der gerundeten Form, aber es gab auch kleinere Varianten mit eckigem Kasten.

Grand coupé rond

Vierrädriges Cab (franz. « Milord fermé « oder « Cab à la française »)

Darunter versteht man eine Art Mylord mit geschlossenem Kasten in der Form des zweirädrigen englischen Cabs.

Petit coupé carré

Zweirädriges Cab

Dies ist der einzige Zweiradwagen, der von einem Kutscher gefahren wird. Dieses englische Wagenmodelle bietet im Inneren meist Platz für zwei Personen und wurde vor allem als Mietwagen genutzt. Um 1900 war dieses Modell auch als Privatwagen beliebt. Die beiden Flügeltüren öffnen sich hier nach vorne, darüber können Fenster abgeklappt werden.

Grand d'Orsay

Milord fermé

Omnibus

Der Privat-Omnibus ist leichter und kürzer als der öffentliche Omnibus. Er diente vor allem dem Gäste-Transport vom Bahnhof zum Landsitz. Das Gepäck konnte auf der Dachgalerie mitgeführt werden. Luxuriöse Omnibusse dienten auch zur Fahrt auf die Jagd oder zum Pferderennen. Die Variante des Omnibus-Break war eine Art Wagonnette mit abnehmbarem Dach oder Kastenoberteil (franz. Omnibus à ballon).

Offene Wagen
Kalesche (auch Barouche genannt)

Bei diesem schiffsförmigem Modell ist der Hauptsitz durch ein Halbverdeck geschützt. Früher gab es Gala-, Reise- und Stadt-Kaleschen. Als Britschka wird eine robuste Variante der Kalesche bezeichnet, deren Kastenform unten flach und vorne und hinten mit S-förmigen Schweifungen oder Einzügen versehen war. Die Kalesche mit Glasvorbau (für den Winter) nannte man auch Wurst.

Sociable

Das englische Wort Sociable bezeichnet eine Kalesche mit einer Zusatzbank vis-à-vis dem Hauptsitz, die meist mit einem Deckel, der auch als Rückenlehne dient, abgedeckt werden kann.

Vis-à-vis

Dieser leichte Sommerwagen weist zwei Bänke vis-à-vis und meist keine Türen auf. Oft wurde der Kasten dieses Promenadewagens aus geflochtenen Ruten gefertigt.

Vis à vis

Mylord

Diesen weit verbreiteten Stadtwagen ohne Türen, aber mit Halbverdeck gibt es in der eckigen oder gerundeten Form. Vis-à-vis des Hauptsitzes steht oft ein Notsitz zur Verfügung. Das in den besseren Jahreszeiten häufig anzutreffende Wagenmodell war früher sowohl als Privat- wie als Mietwagen im Einsatz.

Milord

Viktoria

Im Gegensatz zum ähnlichem Mylord ist bei der Viktoria der Bock nicht fest mit dem Kasten zusammengebaut, sondern auf Eisenstützen gesetzt. Der Bock kann meist abgenommen und dann der Wagen à la d’Aumont, demi-d’Aumont oder vom Hauptsitz aus gefahren werden. Für den letzteren Fall, auch Victoria-Duc genannt, ist auch hinten eine Bremse angebracht.

Victoria

Offen oder geschlossen zu fahrende Wagen
Landauer

Dieser Wagen in der Grundform der Berline mit zwei Türen und Platz für vier Passagiere ist gekennzeichnet durch zwei Halbverdecke. Früher gab es gab es Gala-, Reise- und Stadt-Landauer. Die Variante des Glaslandauers weist statt des vorderen Halbverdecks einen Glasvorbau auf.

Landau

Landaulet

Im Gegensatz zum ähnlichen Landauer weist das kleinere Landaulet nur eine Bank im Inneren und nur ein Halbverdeck auf ; es ist gewissermaßen ein offen und geschlossen zu fahrendes Coupé. Früher gab es Reise- und Stadt-Landaulets.

Daumont

Darunter versteht man die Anspannungsart des berittenen Fahrens mit je einem Postillon auf dem linken Pferd. Als Demi-Daumont wird das Fahren mit zwei, als Daumont das Fahren mit vier Pferden verstanden. Bei der letzteren Anspannung sind die Zugstränge der Vorpferde an den Strangsschnallen der Stangenpferde eingehängt (und nicht an einer Vorwaage). Die Deichsel ist meist gebogen, so dass der Postillon durch die Deichselausschläge nicht verletzt wird. Für die Daumont-Anspannung kommen nur hoch stehende, meist achtfach gefederte Wagen in Frage wie Berlinen, Kaleschen, Landauer, Coupé und Duc.

Schlafwagen

Gewisse Reisewagen konnten früher zu Schlafwagen umgebaut werden. Die am weitesten verbreiteten Modelle waren dabei Coupés, Berlinen und Britschkas.

Droschke/Fiaker

Dieses Wort bezeichnet (wie bei der Dormeuse) eine Funktion und nicht ein bestimmtes Modell, nämlich einen Mietwagen, auch Droschke genannt. Dafür diente im Winter vor allem das eckige Coupé und im Sommer der leichte Mylord.

Achtfach gefederte Wagen

Als « Huit-ressorts » bezeichnete man früher verschiedene Wagenmodelle mit C- und Druckfedern. Mit dieser besonders weichen Federung rüstete man vor allem luxuriöse Berlinen, Kaleschen, Victorias, Mylords und Ducs aus. Sie wurden oft beritten gefahren und für formelle Anlässe eingesetzt.

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Selbstfahrer
Vierradwagen
Américaine/Amerikaner

Unter diese Sammelbezeichnung fallen verschiedene leichte Wagenmodelle nach amerikanischem Vorbild. Dazu gehören Vier- und Zweiradwagen. Die leichte Bauweise der Kästen und der Gestelle (oft mit schlankem Langbaum) und die großen Räder mit dünnen Speichen sind das Hauptkennzeichen der Américaines.

Sulky/Araignée

Dieses extrem leichte Wagenmodell diente meist als Trainingswagen für leichte Pferde oder als Trabrennwagen.

Break

Dieses offene Wagenmodell mit meist quer angeordneten Bänken wies in der Regel seitlich Türen auf. Dieser Sport- und Landwagen diente zum Einfahren junger Pferde, als Jagd- und Promenadewagen, aber auch zum Transport der Dienerschaft. Es gab zwei Haupttypen : der kleinere Break mit zwei Bänken hinter dem Bock und der grössere Break mit einer zusätzlichen, meist auf Eisenstützen angebrachten

Grand break

Dienerbank. Weitere Typen :

- Break-Mail mit Langbaumgestell und Plattformfederung.

- Roof-seat Break mit großem Kasten und darauf gesetzten Sitzbänken (in Fahrtrichtung oder Rücken an Rücken).

Roof seat break

- Derby-Break mit nur zwei Bänken und Kasten mit seitlichen Latten. Wurde die hintere Bank nicht Rücken an Rücken (dos-à-dos), sondern in Fahrtrichtung montiert, erfolgte der Zugang meist von vorne über den links hochklappbaren Sitz. Dieses Modell wurde oft nicht bemalt, sondern naturgrundig, also nur gefirnisst ausgeliefert.

- Das Modell des Gestütsbreaks beziehungsweise des Body-Break wird unter « Wagonnette » behandelt.

Break d'écurie

Buggy

Dieses amerikanische Modelle auf vier Rädern wies auf dem leichten Gestell mit Querfederung meist einen Kasten mit nur zwei Plätzen auf.

Char à bancs/Bankwagen

Kennzeichen dieses offenen Wagens sind hintereinander platzierte Bänke gleicher Form. Dieses Modell diente häufig als Exkursions- und Touristenwagenwagen. (In Paris fassten die langen « Paulines » bis zu 40 Personen.) In Deutschland bezeichnete man auch den großen Break als Char-à-bancs.

Char à bancs

Coach

Dieses auf den englischen Postwagen des späten 18. Jahrhunderts zurückgehende Modell ist gekennzeichnet durch Dachbänke auf dem Berlinenkasten mit und vorderem und hinterem Koffer. Das Gestell weist in der Regeln einen Langbaum und Plattformfederung sowie Mailachsen auf. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurde die Mail-Coach zu einem Luxus-Sportwagen für Viererzüge. Er diente für längere Ausflüge, zu gemeinsamen Picknickfahrten sowie zur Fahrt zum Pferderennen und dort als Tribünenwagen.

Park drag

Bei der Coach gibt es zwei hauptsächliche Typen:

Die « Road-Coach » ist robust gebaut und diente früher für längere Ausfahrten. Die beiden mittleren Bänke auf dem Dach weisen feste Rückenlehnen auf. Die hintere Bank ist auf Holztafeln abgestützt. (Es gibt auch Varianten, bei denen hier ein Einzelsitz – nach Vorbild der alten Mail-Coach – für den Guard montiert werden kann.) Die Türe der darunter liegenden Box ist linksseitig angeschlagen. Wie bei den Schiffen wurden die für öffentliche Fahrten eingesetzten Road-Coaches auf einen Namen getauft und mit den Destinationen angeschrieben.

Der zweite Typ der Coach. die « Park Drag » wurde leichter gebaut als die Road-Coach. Die mittleren Dachbänke wiesen niederlegbare Rückenlehnen auf und die hinterste, zweiplätzige Bank für die Grooms wurde auf Eisenträgern abgestützt. Die hintere Box wies eine Klappe auf, wie in geöffnetem Zustand als Tisch diente. Im hinteren Koffer befinden sich oft Schubladen für Gläser und Weinflaschen.

Vierad-Dogcart

Dieser offene Jagdwagen weist in seinem großen Kasten oft Jalousien für die Mitnahme von Hunden auf. Meistens sind die Sitze dos-à-dos angeordnet und oft findet sich zwischen den Rückenlehnen ein Stauraum oder eine Gewehrkiste. Die längere Variante mit drei Bänken heißt « Beaufort Phaëton ». Der « Mail-Cart » ist ein schwererer Dogcart, meistens mit einem der Coach ähnlichen Gestell.

Dog-car à quatre roues

Dos-à-dos

Dieses Modell ist ähnlich wie ein kurzer Vierrad-Dogcart konstruiert mit einer gemeinsamen Rückenlehne für die vordere und hintere Bank.

Duc

Dieser Stadt- und Promenadewagen weist einen tiefen Kasten mit Hauptsitz auf, von dem aus das Gespann gefahren wird. Das größere Modell wurde von Herren bevorzugt, das kleinere Modell bis hin zur « Poney-Chaise » von jungen Damen oder Mädchen. Hinten befand sich oft ein Sitz für einen Dienber oder zwei Grooms, vor allem bei den Damenwagen.

Duc

Phaëton

Dieser elegante, ausschließlich von der Herrschaft selbst gefahrener Sportwagen weist in der Regel einen hohen, bequemen Bocksitz auf, oft als Rotonde ausgestaltet oder als Tafelsitz. Dieser ist oft durch ein Halbverdeck geschützt, nicht jedoch die dahinter liegende, tiefer Bank für einen oder zwei Grooms. - Der « Mail-Phaëton » weist als noch luxuriöserer Typ ein Mail-Gestell mit Langbaum auf. Eine Mittelstellung nimmt der « Demi-Mail-Phaëton » ein mit seinem geräumigem Kasten ohne Passage für die Vorderräder.

Phaéton

Der « Siamesen-Phaëton » zeigt zwei identische Bänke hinten und vorne. Mit ihm verwandt ist ein Modell mit austauschbaren Bänken und seitlichen Türen im hinteren Kastenbereich. Charakteristisch für den « Klapp-Phaëton » ist der hinten einklappbare Groomsitz.

Mail-phaéton

Spider

Dieser leichte Sondertyp des Phaëton, oft mit leichten Blutpferden verwendet, ist durch ein Gestell aus Eisen gekennzeichnet und einem hinteren Platz für einen Groom.

Spider

Omnibus mit Halbverdeck

Diese Sonderform des Omnibus mit Verdeck über der Vorderbank, wurde vor allem von Familien als Selbstfahrer gebraucht.

Omnibus à capucine

Tapissière

Diese einfache Wagonnette weist ein Dach auf, das seitlich verglast war oder mit Vorhängen verschlossen werden kann.

Tapissière

Wagonnette

Dieser offene Wagen weist im hinteren Bereich zwei Längsbänke und eine rückwärtige Türe auf. Den vielseitig verwendbaren Wagen traf man früher sowohl auf dem Land wie in der Stadt an. Von diesem Modell gibt es auch größere, herrschaftliche Typen mit hohem Bock ohne Spritzschirm (Break-Bock). Dazu gehört auch der hoch gebaute Gestüts-Break und eine Variante mit zusätzlicher Querbank hinter dem Bocksitz, genannt « Body-Break ».

Zweiradwagen

Viele Zweiradwagen weisen ein Halbverdeck auf und werden einspännig und von der Herrschaft selbst gefahren. Ausnahmen sind der vom Kutscher gefahrene Hansom Cab und das oft von Kindermädchen ausgeführte Tonneau (Governess Cart).

Cabriolet

Dieser nur zweisitzige Wagen mit gerundetem Kasten weist stets ein Halbverdeck auf.

Cabriolet

Curricle/Carrick

Dabei handelt es sich um eine Art großes Cabriolet mit hinten S-förmig geschweiftem Kasten und einem Gestell mit sechs Federn. Charakteristisch ist die Ausrüstung mit einer speziellen Deichsel mit Federungsmechanismus für die spezielle Curricle-Anspannung.

Carrick-Anspannung

Das eingespannte Pferdepaar wird über den Kammdeckeln mit einer spielend aufgehängten Querstange verbunden, an der die Deichsel mittels Lederriemen verbunden ist. Neben dem Carrick werden zuweilen auch andere Zweiradwagen wie Dogcarts, Tandem Carts, Charrettes oder sogar Hansom Cab mit dieser altertümlichen Anspannungsart gefahren.

Charrette

Diese einfachere Variante des Zweirad-Dogcart weusr einen tiefer gesetzten Kasten auf und wurde früher vor allem auf dem Land eingesetzt. Die Vorderbank kann mit einem Halbverdeck ausgerüstet sein und die Federung besteht meist aus zwei bis drei Federn. Im Kasten können auf den dos-à-dos montierten Bänken vier Personen Platz nehmen. Dabei ist die hintere Bank meist abnehmbar konstruiert, so dass hinten Waren mitgeführt werden können. Unter den Charrette gibt es zahlreiche, vor allem ländliche Varianten mit eigenen Namen.

Charette anglaise

Ralli-Car :

Diese elegantere Variante der Charrette weist oft nach außen geschweifte Seitenwände auf. Village cart : Dabei handelt es sich um eine rustikale Variante der Charrettte.

Derby cart :

Wie die vierrädrige Variante wurde auch die zweirädrige Ausgabe mit naturgrundigem Kasten und seitlichen Latten ausgeliefert. Bourbonnaise : Zwei oder vier Plätze auf den dos-à-dos angeordneten Bänken standen bei diesem Regionalmodell aus Frankreich zur Verfügung.

Meadowbrook Cart (East Williston cart. Mineola cart. Maplewood cart. Hempstead cart. Breaking cart)

Dieser leichte Wagen mit großen Rädern und auf das nötigste reduziertem Kasten weist einen Einstieg von hinten. Deshalb war das Modell früherbei Damen recht beliebt.

Road Cart/Military(Italienne. Niçoise. Toulousaine.)

Dieser tiefe und leichte Wagen mit kleineren Rädern diente vor allem zum Einfahren und Trainieren rassiger Pferde. Er weist nur zwei Plätze auf.

Tilbury

Dieses weit verbreitetet Zweirad-Modell weist ebenfalls nur zwei Plätze auf. Diese Bank ist entweder als geschlossene Rotonde oder offen mit gedrechselten Säulen konstruiert. Es gibt Typen mit oder ohne Halbverdeck.

Tilbury Télégraphe

Das Spezielle an diesem Typ ist die Aufhängung des Sitzes und die hinten angebrachte Federung : An einem stehenden Galgen hängt eine dreifache Federung.

Tilbury télégraphe

Gig

Das Gig ist, wie der Tilbury, ein weit verbreitetes Zweirad-Fahrzeug, jedoch etwas schwerer gebaut als dieses. Der kasten ist geräumiger und sitzt auf einem Gestell mit vier Federn. Bekannte Typen waren der „Stanhope Gig“(mit einem speziell geformten Kasten, den Stanhope-Säulen) und der „Dennett-Gig“mit drei Federn.

Stanhope gig

Tandem Cart

Für das Tandem- oder Langfahren wurde gerne Wagen mit großen Rädern eingesetzt. Auf dem großen Kasten wurde die vordere Bank vielfach höher gebaut als die dos-à-dos angeordnete Dienerbank. Im mit Jalousien belüfteten Kasten können Hunde mitgeführt werden. Der relativ schwere Wagenkasten kann mittels eines Hebels und auf Gleitschienen ins Gleichgewicht geschoben werden. Eine sehr seltene Variante mit noch größerem Kasten wird auch « Coking Cart » genannt.

Tandem cart

Zweirad-Dogcart Dog-cart à deux roues

Dieses häufige Zweiradwagenmodell diente früher, wie die vierrädrige Version, als Jagdwagen, auf dem Hunde mitgeführt werden konnten. Der Wagenkasten bietet auf den dos-à-dos angeordneten Bänken Platz für vier Personen und kann in der Regel durch eine Kurbel ins Gleichgewicht geschoben werden. Hohe Dogcarts können auch für das Tandemfahren eingesetzt werden.

Coking cart

Korbwagen

Unter diesem Sammelbegriff, der sich auf die Machart des Kastens bezieht, werden vier- oder zweirädrige Wagen mit aus Geflecht gefertigten Kästen verstanden.

Ponywagen

Diese Bezeichnung gilt für verschiedene Wagen kleiner Größe, die für das Fahren von einem oder mehreren

Ponys geeignet sind.

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Selbsfahrer oder vom Hauspersonal gefahrene Wagen
Einfahrwagen/Squelette

Mit diesem vierrädrigen Wagen ohne Kasten wurden früher Remonten eingefahren. Der Wagen ist gekennzeichnet durch einem erhöhten Bock und die massive Bauweise. Ein starker Langbaum verbindet die Gestelle. Dazu kommen Stehbretter für die mitfahrenden Helfer.

Squelette

Tonne/Tonneau/Governess Cart

Der namengebende tonnenförmige Wagenkasten erklärt sich aus der Funktion des Modells als Spazierwagen für Kinder. Die hoch gezogenen Wände verhinderten das Herausfallen der Kinder während das Kindermädchen beziehungsweise die Gouvernante darin seitlich sitzend das Gespann lenkte. Eine abgekröpfte Achse erlaubte die tiefe Hängung des Wagens, der meist von einem Pony gezogen wurde.

Tonneau

Von der Herrschaft oder der Dienerschaft zu fahrende Wagen
Geschäfts- und Lieferwagen

Neben den für Sport und Freizeit benützen Luxuswagen ergänzt die weniger bekannte Kategorie der Geschäfts- und Lieferwagen das Spektrum der ehemals vorhandenen Wagengattungen. Die großen Waren- und Handelshäuser legten früher großen Wert auf die Auslieferung ihrer Waren mit korrekten Gespannen vor gepflegten Fourgons. Sie waren wichtige Werbeträger dieser Unternehmen. Am jährlichen Concours hippique von Paris etwa trugen Warenhäuser wie « Les Grands Magasins du Louvre », « Félix Potin » oder « Gervais » untereinander Wettbewerbe um das beste Gespann aus. Diese Tradition hat sich bis heute bei « Harrods » oder « Rothman » in Londn mit ihren Geschäftswagen erhalten.

Als Geschäftswagen oder Fourgons wurden in der Regel geschlossene Vierradfahrzeuge bezeichnet, an dessen großer Kasten vorne ein Kutschbock angebaut ist Dieser war nicht selten durch ein vorspringendes Dach vor der Witterung geschützt. Auch die Limousinen gehörten zur Familie der Fourgons ; solche Zweiradfahrzeuge wurden vor allen von den Bäckern und Molkereien zur Auslieferung ihrer Ware benützt. Geschäftswagen waren oft aufwändig und bunt bemalt und trugen in der Regel gut sichtbar den Namen des Eigentümers.

Fourgon

Sehr häufig war der Camion oder Brückenwagen mit einer massivem Plattform über den vier Rädern. Im Gegensatz zu den oben genannten Geschäfts- und Lieferwagen wurde dieser nicht von Warmblutpferden gezogen, sondern von schwereren Zugpferden.

Camion

Wie bei den Luxuswagen galt auch für die Nutzfahrzeuge : Die Harmonie zwischen der Größe und Schwere des Fahrzeuges musste mit der Größe und dem Typ der Pferde harmonieren. Dazu kam das passende Geschirr und die entsprechende Kleidung des Kutschers. Auf den Geschäftswagen wurde oft Kutscherlivree getragen, auf dem Camion in Frankreich Jacke, Weste und Melone.

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Die Einzelteile eines Wagens
Das ¾ -Coupé

1 - Kot- oder Spritzschirm aus Leder (aus Holz bei gewissen Breaks, Phaëtons usw.)
2 - Fussbrett (sportliche Modelle wie der große Break nur mit Fussbrett, ohne Kotschirm)
3 - Bocksitz mit Keil
4 - Galerie aus Eisen, oft mit Leder-Einfassung
5 - Raddurchlauf oder Passage für die Vorderräder
6 - Bockhals
7 - Kastendach, mit Leder überzogen (franz. pavillon)
8 - Oberes Seitenpaneel
9 - Oberes Rückenpaneel oder Fensterpaneel
10 - Gürtellinie/Seitenzug
11 - Unteres Seitenpaneel
12 - Unteres Rückenpaneel oder Rückwand
13 - Türe
14 - Fensterrahmen
15 - Rouleau aus Seide
16 - Einstiegstritt, meist mit Deckel als Kotschutz (Deckeltritt)
17 - Vordergestell für ein- und zweispänniges Fahren
18 - Doppelelliptische Feder
19 - Hintergestell
20 - Kastenschweller oder Schnörkelstücke
21 - Dreiviertelfederung
22 - Räder mit Eisenfelge oder Gummibereifung sowie Patentachse
23 - Viereckige oder zylindrische Laternen aus schwarz lackiertem Blech mit Innerem aus versilberten Kupferblech

Die verschiedenen Holzarten

Kasten: Mahagoni, Nussbaum oder Pappel für die Tafeln und Esche für das Gerippe.
Sitze: Esche oder andere Hölzer
Bock: Esche oder Eiche
Fensterrahmen: Esche oder Nussbaum
Räder: Ulme oder Nussbaum für die Nabe, Esche oder Hickory (vor allem in Nordamerika) für die Speichen und Esche für die Felgen.

Die Achsen

I – Schmierachse mit konischem Achsschenkel
II – Patentachse mit zylindrischem Achsschenkel
III - Halbpatentachse
IV – Patentachsen amerikanischer Art
1 – Büchse aus Bronze
2 – Achsschenkel aus gehärtetem Stahl
3 – Konus
4 – Zwei Muttern aus Bronze
5 – Mutter aus Eisen
6 – Kappe/Kapsel aus Bronze oder Messing

Die Räder

I – Rad mit Gummibereifung
II – Rad eines Sulky oder Amerikaners mit Eisenbereifung
1- Nabe mit Büchse
2- Nabenring aus Eisen
3 – Äußerer Speichenring
4 – Speichen aus Holz (10, 12 oder 14)
5 – Im Dampf gebogene Felgensegmente
6 – Radreifen aus Eisen
7 - Vollgummibereifung

Die Federn

Die wichtigsten Federungssysteme sind (eine „Feder“besteht immer aus einem Paket von Federblättern):
A – Gestreckte oder einfache Feder, vor allem bei einfachen Wagenmodellen verwendet.
B – Elliptikfeder/Doppel-Elliptikfeder, viel verwendet bei Zwei- und Vierradwagen.
C – Halb-Elliptikfeder, viel verwendet am Hintergestell von Stadtwagen wie Mylord, Coupé usw.
D – Halb-Elliptikfeder mit gebogenem Scharnier, Verwendung wie bei C.
E – Bügel C-Feder für Zweiradwagen (Charrette usw.).
F – Bügel C-Feder für Hintergestelle von Stadtwagen (Mylord, Coupé usw.).

Vordergestelle

I – Leichteres Vordergestell mit geschweiftem Bockschemel für ein- und zweispänniges Fahren (Phaëton, Duc, Victoria usw.)
II – Schwereres Vordergestell mit gestrecktem Bockschemel für ein-, aber vor allem für zweispänniges Fahren (Break, Mylord, Coupé, Landauer usw.)
III – Schwereres Armgestell mit fester Sprengwaage für Zweispänner und Viererzüge (Grosser Break, Omnibus, schwerer Landauer, große Kalesche usw.)

Einzelteile der Vordergestelle:

I 1 Drehkranz
I 2 Zwieselarm
I 3 Bockschemel
I 4 Kranzfelge
I 5 Zwieselarm
I 7 Querarm
I 8 Längsarm
I 9 Streichstange
I 10 Wolfsmaul
I 11 Zughaken
I 12 Federstock
I 13 Königsnagel
II 1 Drehkranz
II 2 Zwieselarm
II 3 Bockschemel
II 4 Kranzfelgen
II 6 Gabelarm
II 8 Längsarm
II 9 Streichstange
II 10 Wolfsmaul
II 11 Zughaken
II 12 Federstock
II 14 Abnehembare Sprengwaage
II 15 Docke
II 16 Deichselschuh
III 1 Drehkranz
III 2 Zwieselarm
III 3 Bockschemel
III 4 Kranzfelgen
III 6 Deichselschuh
III 8 Gabelarme
III 9 Streichstange
III 12 Federstock
III 17 Feste Sprengwaage
III 18 Docke
III 19 Oberer Drehkranz

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Zum Unterhalt der Wagen

Ein historischer Wagen benötigt Pflege und Unterhalt. Das Waschen sollte auf festem Untergrund erfolgen; aufgespritzte Sandkörner ruinieren den Lack. Beim Waschen ist starke Sonneneinstrahlung und Regen zu vermeiden. Es wird empfohlen, beim Waschen einen Radbock zum Anheben der einzelnen Räder zu verwenden.

Vor dem gründlichen Waschen sind die Kissen, Teppiche und wenn möglich das Verdeck zu entfernen. Die lackierten Flächen sollen nur mit Schwamm und sauberem Seifenwasser gewaschen werden. Das Abspritzen erfolgt mit nicht zu starkem Strahl aus dem Schlauch und nicht mit dem Hochdruckreiniger. Danach müssen die Flächen abgeledert werden. Man kann es auch mit einem sauberem Tuch und einigen Tropfen Leinöl versuchen. Zuletzt werden die Flächen mit einem Seidentuch poliert.

Blanke Teile (Messing, Argentan oder Versilberung) werden mit entsprechenden Putzmitteln poliert, die aber nicht scheuern dürfen. Lederteile werden mit viel Wasser gereinigt und sofort getrocknet. Sie werden wieder glänzend, wenn sie mit dem gleichen Fett oder Wachs wie für das Geschirr behandelt werden. Lackiertes Leder wird mit Seifenwasser gereinigt und im trockenem Zustand mit einem weichen, leicht in Leinöl getränktem Lappen nachpoliert.

Mindestens zweimal pro Jahr muss das Öl in den Patentachsen ausgewechselt werden. Nach der Demontage der Räder und der Einzelteile (Kappe, Splint, Muttern, Dichtungen und Konus) werden diese ebenso wie der Achsschenkel mit einem weichen Lappen sowie Terpentin oder Petrol sorgsam gereinigt. Zuweilen müssen die Lederdichtungen ersetzt werden. Wenn das innere, ringförmige Reservoir in der Büchse ganz mit Öl gefüllt und der Achsschenkel mit Öl bestrichen ist, kann die Montage des Rades beginnen.Die innere Radmutter darf nicht zu fest angezogen wird: Man lässt das Rad drehen, zieht die Schraube so weit an, bis ein leichtes Bremsen spürbar wird und dreht dann die Mutter mit dem radschlüssel leicht zurück. Dabei darf das Rad in der Längsrichtung kein Spiel aufweisen. Nach dem Aufsetzen der zweiten Mutter und des Splints wird die Kappe zu einem Viertel mit Öl gefüllt und wieder aufgeschraubt. Achtung: Nach längeren Transporten auf dem Hänger kann durch andauernde Vibrationen der Ölfilm zwischen Achsschenkel und Büchse abreißen, was im Gebrauch zum Heißlaufen eines Rades führen kann. Dem kann durch leichte Drehungen der aufgebockten Räder vor dem Start vorgebeugt werden. Nicht vergessen: Ein Wagen läuft nur gleichmässig gerade, wenn der Königsnagel und vor allem der Drehkranz regelmäßig gefettet werden.