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Jährliche Generalversammlung der AIAT in Kopenhagen 2017


Jährliche Generalversammlung der AIAT in Kopenhagen, 03. – 05.02.2017

                Hartmuth Huber (D)

Ein Tag für Kutschen- und Pferdenarren in Schloss Christiansborg

So etwa drei Grad über Null und Nebel waren ganz das Wetter für eine Schlittenfahrt. Nur, dass der Schnee fehlte. Gegen ein inneres Bibbern ankämpfend bewerteten die AIAT-Richter 23 Gespanne, deren Fahrer von Henrik Koier-Andersen, dem souveränen Organisator des Treffens, eingeladen worden waren, zu diesem Zweck vor Schloss Christiansborg vorzufahren. Und tapfer taten sie das auch. Hinterher flohen die Richter in die kuschelige Wärme der Stallungen.

Das Richten und die Führung durch die Stallungen und die Reithalle wurde mit Interesse von S.K.H. Prinz Henrik verfolgt, dem Prinzgemahl der Königin Margarethe von Dänemark. Möglicherweise war sein besonderes Interesse von seinem Familienhintergrund inspiriert. Der Prinz, von Geburt Graf Laborde de Monpezat, der selbst ein gefeierter Bildhauer ist, ist ein Nachfahre von Henri Auguste d’Aincy Comte de Monpezat, der ein berühmter und begeisterter Herrenfahrer und Maler war. Dieser hat uns viele prächtige Gemälde von sehr herrschaftlichen Gespannen, wohl aus seinen Stallungen und Remisen, hinterlassen.

Alle waren froh, sich in die Wärme zurückziehen zu können und waren sehr beeindruckt von den hohen Stallgewölben, die auf 76 Säulen aus Norwegischem Marmor ruhen. Sie sind wunderschön im Stil der Mitte des 18. Jahrhunderts gestaltet und garantieren eine gute Lüftung, die für die Pferde so wichtig ist. (Der Oberhofstallmeister hatte damals die Marmorsäulen gefordert, weil die Pferde die Gewohnheit hatten, aus gemauerten Pfeilern gerne gefährlich scharfe Brocken herauszukicken.) Früher beherbergten die Stallungen bis zu 250 Pferde, wobei heute in den Stallungen nur noch um die 13 Schimmel untergebracht sind, Kladruber aus der Tschechischen Republik. Obwohl natürlich tägliches Training angesagt ist, sind viele von diesen wunderbar gestalteten historischen Ständen (Bild 2) zu Boxen umgebaut worden, um heutigen Tierschutzvorschriften zu genügen. So bieten heute die Stallungen viel freien Platz, auf dem die historischen königlichen Kutschen untergebracht sind.

Die älteste und prächtigste davon ist die Galakutsche der Königinwitwe Juliane Marie (eine siebenfenstrige Staatskalesche) von 1778.


Zudem ist das wunderschön gearbeitete achtspännige Gala-Geschirr, das dazugehört, auch ausgestellt.
Die schönste Kutsche, die heute noch eingesetzt wird, ist das Goldene Gala-Chariot, (ein fünffenstriges Chariot, 1840 gebaut von Henry Five in London). Es wird zum Beispiel benützt, wenn das Königliche Paar zum Neujahrsempfang in Schloss Christiansborg und wieder zurück gefahren wird.

Die Hochzeitskutsche wurde zur Hochzeit des Kronprinzen Frederik mit Prinzessin Mary 2004 eingesetzt. Es ist eine elegante und gut restaurierte Barouche, 1906gebaut von Neuss in Berlin, die bestens geeignet ist für Hochzeiten, weil sie den Zuschauern eine gute Sicht auf die königlichen Insassen bietet

Andere Kutschen, wie der Landauer oder die Gala Berline, werden für die jährlichen Reisen des Königspaares durchs Land oder für den Antrittsbesuch neu zu akkreditierender Botschafter eingesetzt

Viele interessante Ausstellungstücke, wie alte Photographien, Gala-Geschirre und Sättel, historische Uniformen und Livreen sind in Vitrinen in einem Ausstellungsraum direkt neben den Stallungen zu betrachten.

Plötzlich erklingt ein Hornsignal und alle werden auf den Stallvorplatz gerufen: Die Kutschen waren vorgefahren! Alle Delegierten und Richter, die an der Tagung teilnahmen, wurden gebeten, in die dort wartenden Kutschen zu steigen. Der umwerfende Anblick der 12 Gespanne begeisterte alle.

Beim Einsteigen waren alle Passagiere froh, dass dort schon warme Decken für sie bereitlagen, da die Temperatur inzwischen auf fast Null Grad gesunken war. Und los gings!
Die Kavalkade wurde von zwei Kutschen angeführt, die von königlichen Kutschern (und Kutscherinnen) in voller königlicher Livree gefahren wurden, eine Anordnung, die sich als höchst nützlich herausstellte, da die Kavalkade so manche Kreuzung mit roten Ampeln überfuhr, aber als Veranstaltung des Hofes respektiert wurde und alle Autos geduldig anhielten. Die Kavalkade fuhr fast die ganze Innenstadt von Kopenhagen ab, einschließlich solcher Sehenswürdigkeiten wie Schloss Rosenborg und die berühmte kleine Nixe. Sie donnerte über die Holzbrücken, die in das und aus dem historischen Kastell führen und fuhr schließlich zwei Ehrenrunden um den Schlosshof von Schloss Amalienborg (nicht zu Ehren der Fahrer, sondern zu Ehren des Königspaares, das sich ganz interessiert die Kutschen von einem der oberen Fenster ansah). Alle genossen die Fahrt außerordentlich, waren aber doch froh, als sie schließlich ganz steif wieder aussteigen, zu ihrem Hotel stapfen, unter die Dusche kriechen und auftauen konnten. Als sich alle wieder erholt und gesellschaftsfähig in Smoking oder Cocktailkleid gehüllt hatten, überquerten sie die Straße zum Odd Fellow Paleet, wo dann das festliche Diner stattfand.

                        Hartmuth Huber